1. Eintrag – Reise in die Heimat

Wann geht eine Reise eigentlich los? Ist es die unmittelbare körperliche Fortbewegung am Tag der (Ab)Reise oder reist der kopf schon voraus und hat sich am Zielort quasi eingerichtet, Erinnerungsgegenstände platziert und Ausschau nach Dingen gehalten, die interessant erscheinen – also bereisbare Orte? Ich für meinen Teil bin in dieser Hinsicht zwiegespalten: Zwar befinde ich mich an einem Ort (gerade im ICE), aber andererseits sind meine Gedanken in Leipzig, Dresden, Erfurt und schon im Flugzeug nach Beijing und im Zug nach Jinan. Wie kann ich also sagen die Reise geht jetzt los, wo ich doch schon längst unterwegs bin? Naja gut im engeren Sinn begann die Reise doch mit dem ersten Schritt aus unserer WG im wunderbaren Plagwitz (um ehrlich zu sein liegt unsere WG auf der Grenze zu Lindenau, aber da wir uns wie echte Plagwitzer fühlen, zählen wir uns einfach dazu, basta!); im weiteren Sinn begann die Reise mit der Immatrikulation im WS12/13 im Fachbereich der Sinologie. Kaum hatten wir die ersten Tage, Wochen und Monate des Lernens hinter uns schon kreisten die Gedanken in Reih‘ um den Goldenen Stern der Partei wie die anderen Sterne von Arbeitern, Bauern, Kleinbürgern und der nationalen Bougeoisie auf strahlendem Rot. Wie wird es wohl werden? Was erwartet mich dort? Wie werd‘ ich mich in Bezug zu China setzen – Fremdkörper oder integraler Bestandteil (geht das?)? Und (eigentlich) viel wichtiger was ist dieses China überhaupt? Weder vor dem Studium, noch währenddessen, noch danach kann ich wohl eine befriedigende Antwort darauf geben, was sich hinter diesem Wort verbirgt – muss man es doch stets portionieren, um die Möglichkeit zu erlangen Aussagen fassbar zu machen. China per se ist ein Wort mit fünf Buchstaben, zwei Silben, zwei Vokalen und drei Konsonanten. Leicht ausgesprochen und zum Bezeichnen verwendet, doch blickst du hinter den roten Vorhang, dann erblickst du Alles und Nichts, das Schwarze im Weißen (vice versa) und fragst dich wo du hingehen sollst, welche Treppen du nimmst, mit dem Fahrrad fährst oder doch lieber im gaotie 高铁 mit 300 km/h durch die Landschaft düst. Ich hab einen Vorschlag: Lass mich dein Geländer auf noch so hohe Treppen sein, dein Fahrrad, das dich durch die hutong 胡同 (kleine Gassen) trägt, dein Lokführer, der dich durch Täler, Hochebenen, entlang von Bergen und wieder zurück fährt und ich zeige dir das China aus meinen Augen. :) 

PS: Morgen gehts los :D 在中国见!Wir sehen uns in China ! 

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