8 Eintrag - Wiedersehen mit der Hauptstadt

Das dritte Mal sahen wir uns nun und wieder hast du mir eine neue Seite von dir gezeigt – Beijing. Es ist immer wieder eine Freude zu dir zu kommen und umso schöner ist natürlich, wenn du dich von deiner strahlenden Seite zeigst. Aber was wäre selbst die schönste Stadt ohne Vertraute, die dich mit Herzenswärme aufnehmen und empfangen? Sie wäre sicher nur halb so schön. 

Nun wie kommt’s, dass wir einander wieder sahen? Gut, dafür muss ich etwas in der Zeit zurückgreifen. Um genau zu sein fing es mit meinem Vater und seiner Freundschaft mit seinem Kollegen Maik an. Über meinen Vater lernte ich Maik kennen und über ihn wiederum Chunwei春伟. Vor meinem Abflug im August dieses Jahres trafen wir uns alle (meine Mutter war natürlich auch da – nicht, dass ich sie vergessen hätte ;)) in Frankfurt, gingen Essen, tranken Kaffee und ich schloss Bekanntschaft mit Chunwei, der mir erzählte, dass er ab Oktober bis Mitte Dezember in Beijing arbeiten wird und ich ihn doch gerne besuchen könnte. „Klar, warum nicht“? Aus der Überlegung wurde Realität, nun Vergangenheit und jetzt bildet sie einen Teil meiner Erinnerung. Aus dieser schreibe ich diese Zeilen. 

Am Donnerstag, den 14.11.14 ging es mit großem Rucksack, geringer Last los. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit dem Taxi zum Bahnhof fahren wollte. Der Moment bis ein Taxi anhält und der Taxifahrer nickend bestätig, dass er mich fährt, ist stets angespannt. Mal kommt ein Taxi und mal dauert es… Ich hatte Glück und war so frech es jemanden anderes wegzuschnappen – hatte ich es doch eilig. Nach einer entspannten eineinhalb stündigen Zugfahrt hießt es dann auch schon: „In kürze erreichen wir Beijing Südbahnhof. Machen Sie sich zum Ausstieg bereit.“ Angekommen im Gewusel. Da Chunwei sich zum Zeitpunkt meine Ankunft in der Beijinger Rush Hour befand, konnte er mich leider nicht abholen. Aber das machte nicht, denn es war ja nicht das erste Mal, dass ich hier unterwegs war. Mit der Hoteladresse im Kopf begab ich mich auf den Weg zu seinem Hotel. Ja, da sein Zimmer genug Platz bot, konnte ich bei ihm übernachten und musste sogar gar nichts bezahlen – wird ja alles von seiner Firma übernommen:). Mit einem Kaffee für mich in der Hand haltend und von seiner Kollegin Ute begleitet, empfing er mich an der U-Bahn Haltestelle. Zusammen gingen wir erstmal was essen. Währenddessen beredeten wir was wir am nächsten Tag machen wollten. Der neue Sommerpalast 颐和园 und (wörtl.) der Garten der perfekten Strahlens/ Helligkeit oder einfach der imperiale Garten 圆明园 standen nun auf dem Programm.

Wir drei Chunwei 春闱, Icke und Ute (v.l.)


Ja, von mir wurde gefordert, dass ich doch mit meinem Essen posieren solle - ich sag' nur Chunwei (macht von allem Bilder haha - nicht bös' gemeint :))
Nach dem leckeren Essen ging es dann direkt zum Hotel mit kurzem Abstecher in den nahe gelegenen Supermarkt, in welchem es nur(!) importierte Waren gab. Mit einem Bier in der Hand lässt es sich doch gut quatschen:). So haben wir uns verquatscht und sind erst halb zwei ins Bett gefallen.
Um neun klingelte der Wecker in feinsten Melodien und riss ich aus dem Arme des Schlafs. Gern hätt‘ ich mich diesen noch weiter hingegeben, aber wir hatten ja noch was vor. Also raus aus dem Bette, rein in die Klamotten und ab zum Buffet. Ich muss echt sagen, dass das Buffet richtig klasse war. Der Raum edel und modern, das Essen reichhaltig und lecker. Dort könnt' ich jeden Tag frühstücken haha:). Mit ein bisschen Obst vom Buffet in den Taschen trafen wir uns dann mit Ute in der Lobby und machten uns auf den Weg zum Sommerpalast. 

Zuvorderst einige Impressionen, danach ein paar Worte zum Sommerpalast :) 


Wie ihr sehen könnt war perfektes Wetter, um auf Erkundungsreise zu gehen:) 

  Tritt ein und schreite durch das 牌楼 pai lou Torbogen. Bis zu Song Dynastie 宋朝 960 - 1279 hat das Pailou noch die praktische Funktion eines Tors innerhalb der administrativen Aufteilung und Unteraufteilung chinesischer Städte. Jedoch entwickelte sich das Pailou im Laufe der Song Dynastie mehr zu einem Objekt der Zierde.


Erster Blick auf den Sommerpalast:) Bevor wir ihn aber durchschritten, umliefen wir ihn westlich, um dann direkt vom See den auf einem Berg gelegenen Palast zu besuchen.




Jaa ich sehe dich wie du ein Maiskolben isst haha :)



Das was dort im 45° Winkel aus der Erde hervorstößt, sind keine Stämme, sondern Pfeiler, die die Äste der Bäume tragen, damit diese nicht unter ihrer Last abbrechen. Dies konnte man dort an vielen Stellen sehen.


Typische Warte- und Ausruh-Position in China - die Hocke.



 Ein Boot aus Marmor - Das Qing Yanchuan 清晏船 am Kunming See. Kaiser Qianlong ließ ihn im 18 Jahrhundert von rund 100.000 Arbeitern ausheben. Wie lang das wohl gedauert hat...






Auf diesem Bild ist der insgesamt 728 Meter lange Wandelgang Chang lang长廊zu sehen, der sich entlang des Kunming Sees schlängelt. Er besteht aus mehreren Pavillon, die eine einzigartige Kombination aus überdachtem Gang und Kunstgalerie darstellen. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt sind die Balken bemalt. Jeder Balken trägt sein eigenes Gemälde - keins gleicht dem vorherigen! Man kann sich also ausmalen ;) wie viele Malereien zu sehen sind. Die Bilder zeigen historische und mythologische Szenen sowie Blumen-, Vogel und Landschaftmotive.








So nun kurz zum Sommerpalast:) Er diente im heißen Sommern den Kaisern als Erholungsgebiet. Kaiser Qianlong ließ ihn zum Anlass des 60. Geburtstags seiner Mutter in den Jahren 1751 - 1764 erbauen. Im Laufe seiner Geschichte wurde er mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Während des zweiten Opiumkriegs (1856-1860) verwüsteten ihn englisch-französische Truppen. Im Jahr 1888 jedoch ließ ihn Kaiserinwitwe Cixi mittels Gelder errichte, die eigentlich für die Marineflotten vorgesehen waren, woran das Marmorboot, was ihr auf dem letzten Bild im Hintergrund seht, noch heute erinnert. 
Mir hat es dort wirklich sehr gefallen. Es ist tatsächlich ein Ort der Ruhe und Entspannung. Zu unserem Glück war es an diesem Tag nicht überlaufen, so dass man ganz entspannt herumlaufen konnte, um die Aussicht und die Sonne zu genießen:) 
Schön war auch die Szene als eine Chinesinnen mich erblickte, mich mit großen Augen ansah als hätte sie noch nie einen Ausländer in ihrem Leben gesehen und ich sagte 怎么了? Was'n los? Dass ein Ausländer Chinesisch spricht, hat ihr Weltbild wohl so erschüttert, so dass sie zu ihrer Freundin rannte und (nun schätz' ich mal was sie sagte) zu ihr meinte: Guck mal daaaa... ein chinesisch sprechender Ausländer. Achja immer wieder herrlich :D

Es folgen noch weitere Bilder :)





Ein phantastischer Ausblick, nicht wahr? :)



Blick in Richtung Norden





Ein letzten Blick zurück werfend, ging es nun in Richtung Yuanming Yuan. Auf dem Weg dorthin sind die folgenden Bilder entstanden.


Dieses Bild hat in meinen Augen etwas besonders. 
Der Einsame auf seinem Wege.
寞者之道







Die Stille und Schönheit des Gartens hat uns zum Innehalten bewogen und somit ließen wir uns nieder und genossen den Moment. Chunwei und Ute gönnten sich bei guten 15 Grad ein Eis. Mir war nicht danach. Außerdem vertraue ich den chinesischen Eiskünsten nicht, was sich auch bewahrt hat, denn beide meinten das Eis sei nicht wirklich gut. Ha! :P
Wie ihr auf den Bildern sehen konntet, waren kaum Menschen dort. Es war einfach herrlich! 
Mann konnte die Atmosphäre genießen und sich entspannten.



 Der Weg zum Yuanming Yuan war bespickt mit lauter solcher Statuen. Mit dieser wollten wir dann einfach mal ein Bild machen :D


An dieser Stelle ein kurzer Cut - weiter geht's am Donnerstag. Ich muss gleich zum Unterricht, daher muss ich das zeitaufwändige Hochladender der ganzen folgenden Bilder unterbrechen. Ihr könnt aber gespannt bleiben, denn die Szenerien im Yuanming Yuan werden nicht weniger phantastisch sein;)


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