2 Eintrag – Nur ein Katzensprung von Zuhause


Vorwort zum Eintrag:
Jetzt, nach schier unüberwindbaren Hindernissen paranormaler Art hat es der Blog endlich nach Hause auf seine Seite gefunden. Das Mysterium Internet und sein böser Bruder Zugang haben es verhindern wollen, doch nicht mit meinem Eintrag - nie und nimmer und zwei mal mehr! 
Nun zum Eintrag 

Da sind wir. Philipp, Thomas und ich haben es nach einer Flugzeit von rund 13 Stunden mit 2 stündigen Aufenthalt in der prunkvollen Wartehalle des Flughafens Abu Dhabi geschafft. So sah es dort aus:




 

So sah es am Einlass des Flughafens Beijing International aus:



Der junge Herr den gelben Rucksack tragend, das ist übrigens Philipp.:)


Interessant an der Szenerie: Ihr seht doch die roten Banner? Sehr gut, das zog sich noch in allen möglichen Sprachen weiter und Deutsch war sogar auch dabei: „Herzlich willkommen bei Freunden“. Na dann kann ja alles nur gut gehen, wenn wir hier bei Freunden sind… Bevor ich aber auflöse worauf die drei Pünktchen deuten, noch etwas Konfuzianismus, womit ich euch hin und wieder drangsalieren werden ;) Folgender Satz steht oft auf Einladungen zu sinologischen Veranstaltungen oder wird bei Vorträgen als einleitender Satz zitiert: 有朋自远方来,不亦乐乎? Kommen Freunde von entfernten Orten, wie kann dies nicht eine Freude sein? Ihr findet ihn im Werk Lunyu论语 des Konfuzius direkt nach dem wohl noch bekannterem ersten Satz im Lunyu: 学而时习之,不亦说乎?Lernen und das Gelernte stets einüben, ist dies nicht auch eine Freude? Tja, das wird Programm werden :D 

Nachdem wir unser Gepäck heil wieder in den Händen hielten und auf dem Rückentragen konnten, ging nun quer durch den – für meine Verhältnisse – überdimensionierten – Flughafen zum Shuttle Train in Richtung Innenstadt. Nebenbei, der Zug fuhr erstmal eine halbe Stunde… Dort trennten sich vorerst unsere Wege; Thomas fuhr zu seinem Hostel, Philipp und ich zu unserem. Und da waren sie wieder die drei Punkte: Hatte nicht der erste Taxifahrer versucht uns übers Ohr zu hauen? 200 Yuan wollte er uns berappten für eine Stecke, die – nachdem uns das Mädel an der Rezeption ungläubig aufklärte – eigentlich um die 30 Yuan kostet. Er wollte den Preis sogar noch gut aussehen lassen, in dem er meinte mit dabiao 打表 (das Taxameter anstellen) sei es noch teurer (265 Yuan). Das fanden wir dann doch zu teuer und sind zum nächsten, der nur 100 Yuan wollte. Kaputt, endlich ins Hostel wollend und mit einem Koffer dessen Rad nicht mehr so gut aussieht, haben wir dann eingewilligt – auch wenn es immer noch zu viel war, aber das wussten wir ja nicht. Aber hey, immerhin haben wir was gelernt und fallen nicht nochmal darauf rein. 
Nach einer kurzen Pause und einer belebenden Dusche im Hostel haben wir uns dann wieder mit Thomas an der Shoppingmeile Wangfujing王府井 getroffen. Laut, voll, Gedränge und von überall hört man Chinesisch - ein Bild hab ich jetzt leider nicht, aber kommt sicher noch. Alles was das Herz begehrt und das, was darüber hinausgeht, entdeckt man dort. Angefangen bei einem riesigen Buchladen, den ich sicher nicht nur einmal besuchen werde (hier die versteckte Drohung an meine Eltern: Rosinenbomber gefüllt mit Büchern;), über Einkaufzentren, Teeläden, Touristenfallen (so Quatschläden, mit Quatsch, den man nicht braucht) und Restaurants hat man dort eben alles – auch einen Musikladen mit traditionellen chinesischen Instrumenten wie die Erhu二胡, die Pipa 琵琶 und die Guzheng 古筝 – an letzteres Instrument möchte ich mich in dem Jahr mal versuchen (Bild einfügen). Toll fürs Musikerherz:)


Später an dem Tag sind wir noch etwas herum gelaufen und sind schließlich im Zhongshan Gongyuan 中山公园 dem Zhongshan Park gelandet, um vom Gewusel, dem Lärm, dem Flug und dem Fremden eine Pause zu haben. Währen Thomas und Philipp ein Nickerchen hielten, veranlasste mich diese Szenerie über mein Jahr, meine Position zum Jahr und mein gegenwärtigen Gemütszustand zu reflektieren:


Die Vorstellung hier ein Jahr zu verbringen – weit ab von allen/m Vertrauten – kommt mir noch sehr unwirklich vor. Es erscheint schwierig sich auf etwas einzulassen, wenn man sich noch so auf Halbmast befindet: Zwar angekommen, aber erst in Beijing und im Kopf noch in Deutschland. Die triviale Aussage, dass es Zeit bedarf, um sich an Ungewohntes anzupassen, mag richtig sein; ist aber blöd, da der Prozess der Anpassung (Angewöhung) dauert und sicher nicht einfach wird/ist. 


Heute (Mittwoch) haben wir die Sonne zum dritten Male dem Himmel entgleiten sehen – nur heute war sie Blutrot. Auf dem Kohleberg – der einzigen nicht häuslichen Erhebung in Beijing – stehend, konnten wir sehen wie das Lichtermeer immer mehr an Fahrt gewinnt. Er hier eins, dann dort und dann die große Werbetafel an dem Hochhaus weit voraus. Nebenbei haben wir noch Worte mit einem Beijinger gewechselt, der uns einfach fotografierte, woraufhin wir dann zu ihm gingen und mit ihm ein Bild schossen. Letzten Endes hat er uns noch Süßigkeiten geschenkt und meinte er würde uns das Bild senden, das wir mit seiner Kamera geschossen haben (Kommen Freunde von weit her… )

Ein ruhiges Plätzchen Erde, zu welchem es uns gezogen hat, ist der Jingshan gongyuan景山公园 der Jingshan Park, in welchem wir nach einem fußläufigen Vor- und Nachmittag im 798 艺术区 Art District Ruhe und Entspannung suchten. 




Hier seht ihr den Jingshan Park von erhöhter Position vom Kohleberg, der sich hinter der Verbotenen Stadt befindet.
Zum Kohleberg werd ich sicher noch etwas schreiben, da es genz interessant ist wie er sich in das Konzept des fengshui 风水 integiert und die Verbotene Stadt nach Norden gegen schlechtes qi 气 abschirmt.


Die Pfeffermühle (Quelle: Philipp Niemietz :P)
(Ok, wir wissen es eigentlich nicht^^)

Das 798 Art District ist ein ehemaliges von Ostdeutschen erbautes Fabrikgelände, dessen Wurzeln in den kommunistischen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts liegen. Heutzutage stellt es die höchste Konzentration an Kunstgalerien in Beijing und ist wie ich finde einen Blick allemal wert. Alle möglichen Genres finden sich dort. Angefangen bei Video Performance, moderne Kunst, Kunsthandwerk, abstrakte Kunst (an dieser Stelle hatten wir eine Diskussion darüber, ob Farbklekse als Kunst gelten und ob sie teuer verkauft werden sollten/dürften/könnten – was meint ihr?) über Skulptur hin zu einem Mix aus chinesischer Kunst mit westlicher. 


Das sind übrigens die Parksicherheitsleute… die meisten „Sicherheitsleute“, die man in China sieht sind entweder gelangweilt (vor allem die in der U-Bahn am Security Check) oder spielen mit ihrem Handy. 


und so macht man Pause :)


to be continued... aber erst nach der Werbung *jingle on*

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